Fünf Tipps für die berufsbegleitende Doktorarbeit

Guten Tag!
Ich bin Jan aus Hamburg und habe nebenberuflich an der TU Hamburg eine Doktorarbeit geschrieben. Untenstehend habe ich ein paar Punkte aufgelistet, die ich in dieser spannenden Zeit des Promovierens gelernt habe.
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1Du brauchst kein Promotionsthema
Im Erstgespräch mit Deinem/Deiner Betreuer*in ist es keinesfalls notwendig, Dein Forschungsthema fest umreißen zu können oder gar darzulegen, zu welchen Ergebnissen Du kommen wirst. Zum einen möchte ein guter Doktorvater gerade zu Beginn die Ausrichtung mitunterstützen und sein Wissen über aktuelle Forschungslücken miteinbringen. Zum anderen hast Du im Laufe Deiner Forschung neue Erkenntnisse, die die Fragestellung verändern und eine Anpassung lohnend machen.
Lediglich das Fachgebiet, in dem man sich mit einer Doktorarbeit weiter vertieft, ist durch das vorher absolvierte Studium meistens schon vorab festgelegt.
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2Mache Dich mit Forschungsmethoden vertrautDoktorarbeiten bieten etwas Neues oder wissenschaftlich ausgedrückt, einen Erkenntnisgewinn. Dieser neue Teil ist der Kern Deiner Doktorarbeit, den man durch Forschungsarbeit erreicht. Glücklicherweise gibt es ein festes Set an effektiven Methoden, die wissenschaftlich anerkannt und gut dokumentiert sind. Es lohnt sich, zu Beginn der Dissertation zu prüfen, wie die Methoden funktionieren und welche einem auch persönlich zusagen. Der eine hat vielleicht Freude daran, umfangreiche Datenbestände quantitativ auszuwerten, während der andere lieber qualitative Experteninterviews durchführen. Die Wahl der Forschungsmethode beeinflusst die Motivation oder Demotivation im Laufe der Arbeit, also warum nicht eine Methode wählen, die einem persönlich Spaß macht und die Forschungsfrage bestmöglich beantwortet.
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3Plane Deine Doktorarbeit wie ein ProjektDeine Doktorarbeit ist ein einmaliges Vorhaben, das ein qualitatives Ziel erreichen soll. Mit anderen Worten: Es ist ein Projekt, das in den bekannten Phasen Idee, Konzept, Durchführung, Test und GoLive durchgeführt wird. Nur heißen diese Phasen in der wissenschaftlichen Welt anders (Forschungsidee, Forschungsdesign, Forschung, Peer-Reviews und Verteidigung, Veröffentlichung). Gemein ist allen Projekten, dass zumindest die jeweils nächste anstehende Phase grob zeitlich geplant wird, die notwendigen Arbeitsschritte und der Aufwand. Das gibt dem Vorhaben Struktur und Sicherheit.
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4Motiviere Dich intrinsischErwarte nicht zu viel Anerkennung oder gar Applaus für Deine Entscheidung, die nächsten Jahre auf einen Großteil Deiner Freizeit zu verzichten. Ein Doktortitel als Titel hat ein hohes Ansehen in der Gesellschaft. Die Langfristigkeit und Herausforderungen auf dem Weg zum Titel erscheinen einigen Mitmenschen aber manchmal doch sehr fragwürdig. Auch wenn sie selber Akademiker sind. Eine Bachelor- oder Masterarbeit ist in 3 – 6 Monaten fertig. Wie ist es da möglich, dass ein Doktorrand teilweise monatelang nichts schreibt, sondern z.B. nur eine Forschungslücke untersucht und die daraus resultierende Frage skizziert? Eine berufsbegleitende Promotion kann schnell mal 5 Jahre dauern. Das stößt teilweise auf Unverständnis und nicht immer auf enthusiastisches Feedback.
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5Suche Dir einen SparringspartnerEin/eine Gesprächspartner*in, mit dem/der Du Deine Forschungsidee diskutierst und klärst, wie Du die Fragen beantworten willst, hilft Dir Deine Gedanken zu ordnen und zu prüfen, ob Dein Vorgehen sinnvoll und nachvollziehbar ist. Der/die Sparringspartner*in muss keineswegs Experte in Deinem Fachgebiet sein. Lediglich ein guter Zuhörer, der kritisch nachfragt, ob die grobe Linie der Arbeit plausibel und begründet erscheint. Der Diskurs über das Forschungsvorhaben, übt schon mal die Argumentationsmuster ein, die man in der mündlichen Verteidigung einbringt. Und deckt unkorrekte Annahmen, die zu zeitintensiven Irrwegen führen, schneller auf.